29.10.2021 - Kreissportbund Emsland

Wenn jede Sekunde zählt

Herzstillstand auf dem Dersumer Fußballplatz: Spieler retten Leben

Bei einem Fußballspiel in Dersum bricht ein Spieler plötzlich zusammen und bleibt leblos liegen. Wenn Josef Stefens und Jürgen Koop nicht blitzschnell reagiert hätten, wäre wahrscheinlich jede Hilfe zu spät gekommen.
Eigentlich sollte es ein ganz normales Freundschaftsspiel werden zwischen der Ü-50-Mannschaft des SV Grün-Weiß Dersum und der Ü-60-Mannschaft des SC Blau-Weiß Papenburg am 21. September. Doch wider Erwarten verläuft der Dienstagnachmittag alles andere als normal.
Rund zehn Minuten nach Beginn der zweiten Halbzeit spielen sich dramatische Szenen auf dem Spielfeld ab: Der Papenburger Stürmer Georg Opitz bricht zusammen und bewegt sich nicht mehr.
Es sind Momente wie diese, in denen der Fußball plötzlich bedeutungslos wird: „Ich habe noch gesehen, wie der Spieler die Hand über sein Gesicht gewischt und sich danach an die Brust gefasst hat. Dann ist er zusammengebrochen“, erinnert sich Jürgen Koop, der für die Dersumer Mannschaft im Tor steht. Blitzschnell reagiert er und rennt zu dem leblos am Boden liegenden Spieler. Keine Atmung, kein Herzschlag. Sofort beginnt Koop, den Papenburger wiederzubeleben. Seit Jahren ist er in der freiwilligen Feuerwehr aktiv und weiß, wie er in solchen Notsituationen handeln muss. Genauso wie sein Kollege und Mitspieler Josef Stefens. Auch er steht an diesem Tag für Dersum auf dem Fußballfeld. Die beiden Männer übernehmen das Kommando. „Das Wichtigste ist in diesen Situationen, die Ruhe zu bewahren“, betont Stefens.
Vor einigen Jahren hatte die Volksbank Emstal dem Verein einen Defibrillator gespendet. Sofort rennt ein Spieler los, um ihn zu holen, ein anderer setzt einen Notruf ab, wieder andere stellen sich an die Straße, um den Krankenwagen zu lotsen. „Es hat alles wie in einem Lehrfilm funktioniert, weil jeder unterstützt und eine Funktion übernommen hat“, sagt Koop. Die Dersumer und Papenburger Spieler, die Gäste – alle helfen. „Davon war ich wirklich zutiefst beeindruckt.“
Es dauert nur Minuten, bis der Krankenwagen eintrifft, doch die fühlen sich auf dem Platz an wie eine Ewigkeit, so Koop. Nach nur wenigen Minuten passiert dann das, worauf alle die ganze Zeit gehofft hatten: Das Herz des am Boden liegenden Spielers beginnt wieder zu schlagen. Auch die Atmung setzt wieder ein. Da sei allen ein Stein vom Herzen gefallen, wie die Männer betonen.
„In solchen Momenten wechselt man einfach in den Arbeitsmodus“, meint der Feuerwehrmann Koop. Da bleibe wenig Zeit für andere Gedanken. Auch im Nachhinein denke er nur selten an den Vorfall zurück. Das habe er bei der Feuerwehr gelernt: Wenn man sich zu oft an das Erlebte erinnere, könne man den Job nicht machen. Denn nicht immer gingen die Vorfälle so gut aus wie auf dem Dersumer Fußballplatz. Und wenn geschulte Ersthelfer wie Stefens und Koop nicht sofort reagiert hätten, wäre womöglich auch diese Situation anders ausgegangen.

Herzschrittmacher mit Defibrillator


Doch daran mögen die Beteiligten nicht denken. „Die Männer sind Helden“, sagt Opitz. „Sie haben mir mein Leben gerettet.“ Der 64-Jährige ist mittlerweile auf dem Weg der Besserung. Denn er verbrachte mehrer Wochen in Krankenhäusern in Papenburg und Vechta. Dort setzen ihm die Ärzte einen Herzschrittmacher mit Defibrillator ein.
Bei der Fußball-Europameisterschaft hatte der Däne Christian Eriksen einen Herzstillstand erlitten. Dass sofort, wie bei dem Spiel, Ärzteteams vor Ort sind, ist nicht selbstverständlich. Umso wichtiger ist es, dass es Menschen gibt, die in Erste-Hilfe-Maßnahmen geschult sind und im Notfall wissen, was zu tun ist – wie Josef Stefens und Jürgen Koop.

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