02.09.2021 - Kreissportbund Emsland

Olympiasiegerin Julia Krajewski: Ingrid Klimkes Pech war mein Glück

GROSSER EMPFANG IM EMSLAND

Sögel. Ohne Ingrid Klimke hätte es den Olympiasieg von Julia Krajewski in Tokio womöglich nicht gegeben. Das hat die Vielseitigkeitsreiterin bei ihrer Rückkehr ins Emsland verraten. Krajewski erklärte auch, warum sie nach wie vor gerne für den RFV Lingen startet.

Im Schloss Clemenswerth in Sögel gab es am Donnerstagmorgen einen Empfang der Sporthilfe Emsland für Julia Krajewski. Rund 30 Gäste aus Sport, Politik und Wirtschaft waren geladen. Rund 75 Minuten dauerte das Treffen, bei dem Krajewski mehrere Interviews führte. Am Nachmittag trug sie sich in Lingen noch in das Goldene Buch der Stadt ein.

Glückliche Fügung: In Sögel zeigte sich einmal mehr, wie nahe Glück und Pech im Sport beieinander liegen. „Ich glaube, dadurch, dass Ingrid Klimke sich verletzt hatte, ging die Tür ein bisschen mehr auf für mich“, sagt Krajewski rückblickend. Klimke schien im deutschen Team ebenso gesetzt wie Michael Jung und Sandra Auffarth. Doch die zweifache Europameisterin Klimke, Teamkollegin und zugleich Vorbild von Krajewski, musste die Spiele in Tokio wenige Wochen vorher absagen. Ende Mai war sie im polnischen Baborowko gestürzt. Zog sich schwere Verletzung des Brustkorbs zu und musste operiert werden. „So bin ich als Nummer drei mitgeflogen. Sonst wäre ich wahrscheinlich vierter Reiter gewesen und möglicherweise nicht zum Einsatz gekommen, weil der vierte nur Ersatzmann ist“, so Krajewski. Es sei Pech für Klimke und Glück für sie selbst gewesen. Hinzu kam, dass ihre eigentliches Pferd Samourai du Thot Ende März in den vorzeitigen Ruhestand gehen musste, weil es nach einer Infektion eine Auge verloren hatte. Dadurch musste Krajewski auf Amande de B'Neville (kurz "Mandy") zurückgreifen. Ihre Stute habe sich in den letzten zwei Jahre an der Spitze etabliert, sagt sie. "Sie hatte im letzten Jahr zwar noch keine Toperfolge, aber Erfahrungen auf dem Niveau gesammelt."

Goldritt: Bei dem Empfang wurde noch einmal Krajewskis Ritt zur Goldmedaille eingespielt, mit dem Originalkommentar von ARD-Mann Carsten Sostmeier. Sichtlich gerührt verfolgte Krajewski die Wiederholung, die sie sich nach eigener Aussage schon mehrfach angeschaut hatte. Sogar eine kleine Träne wischte sie sich aus dem Auge. Krajewski schwärmt von ihrer Erfolgsstute Mandy: „Ich hatte tatsächlich das Gefühl, dass sie das irgendwie gemerkt hat." Mandy sei gut drauf- und positiv angespannt gewesen. "Und sprang schon draußen so gut, dass ich ehrlich dachte, ich glaub‘ da passiert heute nichts mehr. Sie bringt das nach Hause.“ Mandy sei eine unheimliche Kämpferin. „Ich glaube, sie wusste, dass es um richtig was geht. Und hat einfach nochmal einen Tacken mehr gegeben. So ist zumindest mein Gefühl.“ Hier geht es zur Siegerehrung.

Die Negativerfahrung von Rio 2016, als ihr damaliges Pferd Sam dreimal im Gelände verweigerte, was zum deutschen Streichergebnis geführt hatte, belastete Krajewski in Tokio nicht. Im Gelände habe sie sich nach der Erfahrung von Rio vorgenommen, auch Spaß haben zu wollen. Und nicht so viel versucht, darüber nachzudenken, wie wichtig es jetzt sei. „So bin ich es auch angegangen und hatte ein sehr, sehr gutes Gefühl.“ Nicht einmal habe sie das Gefühl gehabt, dass ihre Stute wackelt oder unsicher ist. „Sie ist frisch nach Hause galoppiert und war bis zum Schluss aufmerksam.“

Sporthilfe und Emsland: Es sei für sie sehr emotional, weil für sie die letzten Jahre auch sehr schwierig gewesen seien, gab Krajewski zu. Trotzdem erfuhr sie immer die Unterstützung der Sporthilfe Emsland: „Sie haben auch bei jeder Talfahrt hinter mir gestanden, weiter an mich geglaubt und mich gefördert.“ Krajewski dankte der Sporthilfe Emsland. „Sie stehen hinter mit, auch wenn es schiefläuft. Genauso, wenn so etwas herauskommt wie der Olympiasieg. Auch deshalb gehe ich nach wie vor gerne für das Emsland an den Start.“

Obwohl Krajewski inzwischen in Warendorf lebt und arbeitet, startet sie weiterhin für den RFV Lingen. Sie wohne sehr gerne in Warendorf, berichtet die 32-Jährige. „Aber da gibt es halt auch einen Haufen mehr, die schon olympische Medaillen gewonnen haben. Hier ist es einfach noch besonderer.“ Deswegen sei sie nach wie vor Vertreterin des Emslandes. „Das hier berührt mich sehr. Ich freue mich, dass alle soviel Anteil genommen haben.“

Reaktionen: Als herausragende Reiterin und starke Persönlichkeit bezeichnete Richard Schimmöller die Goldmedaillengewinnerin. Krajewski sei ein wahrer Champion und eine Pferdeflüsterin des Vielseitigkeitsreitens, ergänzte der Vorsitzende der Sporthilfe Emsland. „Olympiasiegerin Julia Krajewski – das hat sich nicht nur in der Geschichte der Olympischen Spiele eingebrannt, sondern auch in die Geschichte des Emslandes und in die Geschichte der Sporthilfe Emsland.“ Künftig brauche man nur noch Sporthilfe und Julia Krajewski in einem Atemzug zu nennen.

In der Sporthilfe habe man an alles geglaubt, ließ Schimmöller tief blicken. "Das Höchste war das Erreichen der Olympischen Spiele. Wir haben nie an eine Medaille gedacht. Denn wir wussten, dass da oben die Luft so dünn ist und es so viel von Glück und Zufall ab, dass das nur der Bonus ist. Dabei zu sein. Das ist einfach grandios.“ Das sei die Krönung der 32-jährigen Geschichte der Sporthilfe, machte Schimmöller deutlich. "Mehr geht nicht." Deshalb erhielt Krajewski nach dem Gewinn der Goldmedaille von der Sporthilfe eine Extraprämie und den Ehren-Sport-Oscar. Man habe Krajewski schon 2010 auf dem Zettel gehabt, erinnerte er an die Anfänge. Stellte aber auch heraus: „Es ist dein Erfolg. Deine herausragende Leistung. Du hast dir das selbst erarbeitet.“

Vorbild für alle Sportlerinnen und Sportler
Landrat Marc-André Burgdorf nannte Krajewski ein Vorbild für alle Sportlerinnen und Sportler, "aber auch für die gesamte Gesellschaft". Burgdorf betonte: „Wir sind froh und stolz, dass eine Emsländerin olympisches Gold geholt hat.“ Das sei herausragend. Sie sei total gerührt davon, wie man Menschen mit dem, was man leistet, berühre, gestand Krajewski. „Auch wie wir das Emsland berührt haben – mit dem, was Mandy und ich in Tokio leisten konnten.“

Der Bericht wird fortlaufend mit Veröffentlichungen aus den Medien aktualisiert:

Radio-Beitrag Ems-Vechte-Welle

Sporthilfe Emsland- Talk in Kooperation mit EWE (Zu Gast: Julia Krajewski)

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Bericht NDR Radio (ab Minute 2:40)

Bericht NDR Fernsehen

Bericht EmsTV

Zum Bericht der NOZ





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