23.04.2018 - Kreissportbund Emsland

„Ich habe doch wirklich bestanden, oder?“

Fünf Lingener mit Behinderung bekommen Radführerschein – Zweiter Lehrgang von KSB, ADFC und VHS. Gemeinsam haben der Kreissportbund (KSB) Emsland, der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) und die Volkshochschule (VHS) Lingen zum zweiten Mal den Lehrgang „Sicher auf dem Fahrrad – Radfahrführerschein für Menschen mit Behinderung“ angeboten.

LINGEN. Mobilität ist ein wichtiger Aspekt zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Um Ziele wie das Rathaus, die Stadtbibliothek, den Supermarkt oder – besonders wichtig – seinen Arbeitsplatz zu erreichen, kann ein Fahrrad hilfreich sein. Dafür ist aber Sicherheit im Straßenverkehr unabdinglich. Um Menschen mit Behinderung diese Sicherheit zu vermitteln und ihnen damit Mobilität zu ermöglichen, habe es den Lehrgang gegeben. Das Christophorus-Werk stellte seine Räume für den theoretischen Teil zur Verfügung. Jetzt wurde den Teilnehmern die polizeiliche Prüfung abgenommen.

Weiter üben „Ich habe doch jetzt wirklich bestanden, oder?“ Dreimal stellt Inga Möller Oberkommissarin Sabine Dickebohm diese Frage, denn sie möchte ganz sichergehen, dass sie ihren Führerschein bekommt. Möller ist eine von fünf Prüflingen. Dickebohm vom Präventionsteam Lingen hat bei ihnen die Prüfung abgenommen. „Ja, du hast auf alle Fälle bestanden. Wichtig ist, dass du mit deinen Eltern oder deinen Betreuern deine üblichen Wegstrecken noch einmal abfährst“, ermuntert Dickebohm die Teilnehmerin, weiterhin zu üben.

„In den Führerscheinen haben wir vermerkt, wo noch Übungsbedarf besteht“, erklärte Hermann Plagge vom KSB. Plagge ist Projektleiter „Indus“ (Inklusion durch Sport). So falle es manchem der Radfahrer schwer, sämtliche Regeln oder jedes Verkehrszeichen zu kennen. „Haltet lieber an, wenn ihr mal unsicher seid, und schiebt dann. Danach habt ihr dann wieder die Sicherheit“, mahnte die Polizeioberkommissarin an. Theresia Debeerst-Debevere und Hildegard Tellmann vom ADFC haben den Lehrgang durchgeführt. In acht Doppelstunden haben sich die Teilnehmer vom Thema „Was braucht ein verkehrssicheres Rad?“ über Verkehrsregeln bis zur Praxis durchgearbeitet. „Am Anfang musste ich feststellen, dass mein Hinterreifen total abgefahren war, er hatte gar kein Profil mehr. Das musste ich erst in Ordnung bringen lassen“, erzählte Johannes Arendsen-Hein. Ein weiterer Teilnehmer konnte den Kurs aus ähnlichen Gründen vorerst gar nicht mitmachen. „Sein Dreirad mit elektronischer Anfahrhilfe setzte sich plötzlich ohne ihn in Bewegung“, schilderte Debeerst-Debevere die nicht ganz ungefährliche Situation. Sobald eine Lösung gefunden sei, wolle dieser Teilnehmer aber am nächsten Lehrgang teilnehmen.

Nicht jeder schaffte den Führerschein beim ersten Anlauf. Eine Teilnehmerin habe im Herbst bereits mitgemacht, war aber am Ende zu unsicher. „Das war damals natürlich eine große Enttäuschung für sie. Für den zweiten Kurs hat sie sich aber umso besser vorbereitet und ihr Wissen in den neuen Kurs eingebracht. Im Vergleich zum ersten Kurs hat sie sich zu einer sehr selbstbewussten Persönlichkeit entwickelt“, berichtete Plagge und weist damit auf einen nicht unwesentlichen Aspekt des Angebots hin. Inhalte des Radfahrkurses waren unter anderem „Rechts-vor-links-Kreuzungen“, zu welchen Zeiten Radfahrverbote in der Innenstadt gelten, das Rechtsfahrgebot, Handzeichen beim Abbiegen und vieles mehr. „Wir sind in den acht Doppelstunden wirklich viel gefahren, um all das zu üben“, bekräftigte Tellmann. Als schwierig empfanden die Teilnehmer stark befahrene Hauptstraßen oder das Hochfahren von Hügeln. Am Ende forderte Arendsen-Hein zum Applaus für all die Organisatoren auf, die sich so viel Mühe mit dem Lehrgang gegeben hätte – und es gab noch eine Einladung von den Radfahrlehrerinnen Debeerst-Debevere und Tellmann: „An jedem ersten Sonntag im Monat machen wir unsere gemütliche ADFC-Sonntagstour. Treffpunkt ist stets um 14 Uhr am Bahnhof. Dazu sind alle eingeladen. Die nächste Tour findet am 6. Mai statt.“

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