Ende einer Ära: TV Papenburg kürt Nachfolger von Bernd Brand

Nach 57 Jahren im Vorstand des Turnvereins (TV) Papenburg, die allermeisten davon als Vorsitzender, ist Bernd Brand (81) seinen Führungsposten im größten Sportverein des Emslandes los – auf eigenen Wunsch.

„Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, sagt Brand am Donnerstag nach der Delegiertenversammlung im Gespräch mit unserer Redaktion. Auf der Zusammenkunft im Vereinsheim am Mittwochabend hatte der 81-Jährige formal zunächst seinen Rücktritt erklären müssen, um den Weg für seine Nachfolge freizumachen.

Denn eigentlich hätte seine Amtszeit als Präsident noch bis 2024 gedauert. Brand, der dem TV seit 1979 ohne Unterbrechung vorstand, war 2022 noch einmal für zwei Jahre gewählt worden.

Volker Weihrauch einstimmig zum neuen Präsidenten gewählt
Zuvor waren mehrere Anläufe gescheitert, einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin zu finden. Das erscheint wenig verwunderlich angesichts der Größe des Vereins mit rund 4000 Mitgliedern, zahlreichen Abteilungen mit entsprechenden Interessen, Bedürfnissen und Begehrlichkeiten. Brand verglich das Führen des anno 1896 gegründeten TV, der eine hauptamtliche Verwaltungsleiterin und zwei Büroangestellte beschäftigt, unlängst mit dem Lenken eines mittelständischen Unternehmens.

Umso größer dürfte der Respekt für Volker Weihrauch sein. Er wurde von der Versammlung einstimmig zum neuen Präsidenten gewählt, zunächst für ein Jahr, wie Brand berichtete. Nach seinen Worten hatte eine Findungskommission den neuen Vorsitzenden auserkoren. Der langjährige Leiter der Fachschule für Heilerziehungspflege und leidenschaftliche Läufer sei der einzige Kandidat gewesen.

Mit Bernd Brand und Bernd Hoffmann gehen „100 Jahre Ehrenamt von Bord“
Einen personellen Wechsel gibt es auch im fünfköpfigen Vizepräsidium. Zusammen mit Brand hörte nach 44 Jahren auch Bernd Hoffmann auf. „Damit gehen insgesamt 100 Jahre Ehrenamt von Bord“, sagt Brand im Hinblick auf seine und die Amtszeit des früheren Leiters des städtischen Sportamtes. Brand wurde von der Versammlung zum Ehrenpräsidenten und Hoffmann zum Ehrenmitglied ernannt.

Neuer Vizepräsident ist Kai Betker. Der Leiter der Kung-Fu-Abteilung beim TV verantwortet im Gesamtverein künftig den Wettkampfsport. Dem Vizepräsidium gehören außerdem Adolf Schüler (Finanzen), Sascha Illenseer (Freizeit- und Breitensport), Birgit Lelonek (Liegenschaften) und Jan Averdung (Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit) an. Beisitzer sind Christian Norda, Laura Sinnigen, Deborah Laux und Bettina Eilers.

Brand berichtet von einem insgesamt harmonischen Verlauf der Versammlung. „Das war früher auch schon anders“, sagt er.

Dass ihn am Ende seiner Amtszeit bei aller gebotenen Rationalität dann doch zumindest ein bisschen Wehmut befällt, verhehlt der 81-Jährige nicht. Während seiner Vorstandstätigkeit habe er dem TV „zu einigen Vermögenswerten verholfen – insgesamt weit über eine Million Euro“. Als er angefangen habe, sei das noch ganz anders gewesen: Der Verein habe „so gut wie nichts“ besessen. „Im Grunde hatten wir mit unseren rund 250 Mitgliedern nicht mehr als fünf Bälle und eine Tischtennisplatte.“ Heute freue er sich, dass es dem TV gut gehe.

Sport und Ehrenamt hätten ihm immer viel Spaß gemacht, sagt Brand. „Kontakte unter Sportlern sind immer etwas Besonderes und mit Geld nicht zu bezahlen.“

Brand, der 2019 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet wurde, wird dem Verein auf Wunsch als Ratgeber weiter zur Verfügung stehen. Aufdrängen werde er sich allerdings nicht.