06.05.2020 - Kreissportbund Emsland

Desinfektionsmittel-Produktion im Labor

Worauf ein Lingener Apotheker wegen Corona warten muss

Lingen. Nicht nur die Corona-Pandemie verlangt nach einigen Schutzmaßnahmen wie Hygienearitkeln. Ebenso ist im Frühjahr Hochsaison für grippale Infekte. Dass Apotheker und deren Fachangestellte derzeit gefragter sind denn je in der Ausübung ihres Berufes, ist eine der Konsequenzen. Davon kann auch der Lingener Apotheker Michael Koop berichten.
Koop hat nicht lange damit gezögert, seine Angestellten im Betrieb zu schützen: „Wir waren mitunter die ersten in der Region, die sich mit den Spuckschutzen ausgestattet haben, was aber verständlich ist, da wir durch den stetigen Kontakt mit Patienten zur Risikogruppe zählen.“ Den Mitarbeitern habe er freigestellt, ob sie hinter den großen Scheiben noch einen Mundschutz tragen möchten. Die Kunden würden natürlich zum Abstandhalten und zur Diskretion angehalten.


Koop sagt:
„Und daran halten sie sich, was uns sehr freut. Sie sind auch deutlich geduldiger als früher. Das sehe ich als positiven Lerneffekt des Ganzen.“

Die zusätzliche Grippe- und Erkältungszeit sorgte neben Corona für großen Andrang in den Apotheken. Zudem werden Koop zufolge viele Medikamente in China, Indien und Israel produziert. Dadurch komme es zurzeit zu Engpässen. „Das Problem ist, dass aufgrund der hohen Nachfrage immer günstiger produziert werden muss. Und das ist in Deutschland wegen bestimmter Verträge nicht möglich. Würde jedoch in Deutschland produziert werden, wäre man wieder lieferfähig.“

Kontingente von den Großlieferanten

Es gehe sogar mittlerweile so weit, dass man die Apotheken von den Großlieferanten nur noch Kontingente an Medikamenten zugeteilt bekämen – und diese würden oft geringer ausfallen als erhofft. Vorausschauend hat Koop deshalb bereits vor den Engpässen beispielsweise Antibiotika aufgestockt. Als Kunde jedoch Medikamente zu hamstern, das sei nicht sinnvoll, da diese in Maßen eingenommen werden sollen.

Warten auf Flaschen

Ein weiteres Beispiel für Lieferungen aus dem Ausland sind laut Koop auch kleine Flaschen zum Befüllen mit Desinfektionsmittel. „Plötzlich musste ich auf die Lieferung eben dieser Flaschen warten, da viele Kollegen angefangen hatten, selbst Desinfektionsmittel herzustellen“, berichtet der Apotheker.
Auch der Lingener entschloss sich, in seinen Apotheken Desinfektionsmittel selbst herzustellen - jedoch nicht nur aufgrund von verzögerten Lieferungen: „Wenn man sich die Preise für Desinfektionsmittel anschaut, entsprechen sie momentan in keiner Weise den gängigen Marktpreisen. Derzeit ist einiges überteuert. Auch deshalb haben wir uns für eine Eigenherstellung entschieden -  auch wenn wir natürlich die Lohnkosten dabei im Blick haben müssen“, erklärt Koop.

Lieferungen - auch überregional

Glücklicherweise sind Apotheken laut Koop stets mit einem kleinen Labor ausgestattet, welches die Produktion der derzeit begehrten Mittel möglich macht. Koops Apotheken in Lingen, Meppen und Schapen beliefern mittlerweile viele Unternehmen, Gemeinden und Städte – auch überregional. Dabei gehe es oft um Mengen von 300 bis 600 Litern pro Bestellung.

Koop sagt: „Da nun einige Geschäfte wieder geöffnet haben, sind viele darauf angewiesen.“

Er spricht dabei von zwei Rezepturen der Apotheker-Kammer, die man für die Herstellung anwenden kann. Er selbst hat sich für eine Rezeptur auf Alkoholbasis anstatt auf Isopropyl-Alkoholbasis entschieden. „Nach den genormten Standards stellen wir also Hand- und Flächendesinfektionsmittel her, wobei die Handdesinfektion deutlich mehr gefragt ist.“ 

Genügend Masken auf dem Markt

Eine kleine Flasche Desinfektionsmittel sollte laut dem Apotheker jeder dabei haben. Zuhause habe man schließlich Seife und Wasser. Aber unterwegs sehe das anders aus. Für die Lieferung von 1000 bis 2000 Masken arbeitet Koop mit einem Unternehmen aus Hamburg zusammen. „Es sind genügend Masken auf dem Markt. Darum sollten sich die Leute keine Sorgen machen“, rät der Apotheker.
Einer Sache ist sich Koop, der sich selbst als Ortsbürgermeister von Altenlingen mit politischen Themen befasst, sehr gewiss: „Wir werden uns darauf einstellen müssen, uns wirtschaftlich und auch steuerlich noch lange mit dieser Corona-Krise befassen zu müssen. Denn am Ende zahlen wir alle. Ich möchte gerade nicht in der Haut der Bundespolitiker stecken.“

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