25.01.2016 - Kreissportbund Emsland

„Bewegung hat gleichen Stellenwert wie Lesen, Rechnen und Schreiben“

Fachtagung „Starke Kinder durch Sport“ in der Sportschule immer noch begehrt – Ex-Reck-Weltmeister fordert Bewegung

zo Sögel. Auch in ihrem 14. Jahr hat die zweitägige Fachtagung „Starke Kinder durch Sport“ nichts von ihrer Attraktivität eingebüßt. Der Kreissportbund (KSB) Emsland, der die Tagung in Sögel in Kooperation mit dem Landessportbund Niedersachsen, dem Niedersächsischen Turnerbund, dem Turnkreis Emsland und dem Niedersächsischen Kultusministerium durchführt, musste schon wenige Tage nach  Anmeldebeginn erneut die Listen wegen Überfüllung schließen und Absagen erteilen.
Viele Teilnehmer, darunter auch das Ehrenmitglied des Präsidiums des LSB, Hans-Dieter Werthschulte, das LSB-Präsidiumsmitglied Gabriele Wach, die CDU-Bundestagsabgeordnete Gitta Connemann oder der Sportausschussvorsitzende des Kreistages, Ferdinand Redeker, waren bereits zum wiederholten Mal dabei, andere wie zum Beispiel der CDU-Bundestagsabgeordnete und Ehrengast Eberhard Gienger (Bietigheim-Bissingen) erlebten ihre Premiere.
Redeker betonte in seinem Grußwort vor rund 250 Zuhörern in der Aula des Hümmling-Gymnasiums, dass „Bewegung schlau macht und deshalb wichtig für die geistige, emotionale und körperliche Entwicklung eines Kindes ist“. Der Ehrengast, Schirmherr und ehemalige Reckweltmeister Eberhard Gienger forderte, dass Kinder „möglichst früh mit sportlicher Betätigung beginnen, weil Kinder durch Bewegung und Tun ihre Umwelt wahrnehmen“. Er selbst habe durch den Sport einen erheblichen Selbstbewusstseinszuwachs erfahren. Lob erfuhren die Veranstalter der Sportfachtagung, an der Spitze vertreten durch den KSB-Vizepräsidenten Willi Fenslage, von Wach. Sie lobte überschwänglich, die Fachtagung habe nichts von ihrer Attraktivität verloren.

21 Workshops

Aus Alltagsgegenständen Instrumente bauen, die besten Möglichkeiten, Teams zu bilden, oder Mutmachspiele - die Fachtagung zum Untertitel "Schau mal, was Ich kann" verschaffte Übungsleitern, Sportlehrkräften, Trainern, Lehrern und Erziehern neue Ansätze und Anreize für ihre tägliche Arbeit. "Vom Cowboyhut bis zur Gitarre", "Was andere wegwerfen - Alltagsmaterialien in der Halle" oder "Der kleine Yogi trifft den brüllenden Löwen" waren nur einige Themen der insgesamt 21 Workshops, die auf verschiedenster Art die Bewegungsentwicklung beim Kind thematisierten.
Die meisten Workshops orientierten sich am Hauptvortrag „Bewegung als Zugang zur Welt“ von Reiner Hildebrandt-Stramann vom Seminar für Sportwissenschaft und Bewegungspädagogik der Technischen Universität Braunschweig. Das Kind nehme die Welt weniger mit seinen geistigen Fähigkeiten über das Denken und Vorstellen auf, als vielmehr über seine Sinne, seinen Körper, seine Bewegungstätigkeiten wahr. „Bewegung ist für Kinder der grundlegende Zugang zur Welt“, belegte der Wissenschaftler die Aussage an Beispielen. „Sich-Bewegen ist eine Lebensform des Kindes und bedeutet für die meisten Kinder die lustbetonte Vergegenwärtigung des Seins“, so der Universitätslehrer. Weil dies so sei, postulierte er als zentrale Aufgabe der Pädagogik eine intensive Förderung der Bewegungsentwicklung. Er verwahrte sich gegen eine Verödung der Lernkultur durch reine Wissensvermittlung und Fokussierung auf Deutsch, Mathe, eine Fremdsprache und Naturwissenschaften, sondern wurde zum Anwalt eines Lernens mit und durch sportliche Aktivitäten und Bewegung.
In seinen Ausführungen verwies Hildebrandt-Stramann auf vier Funktionsbereiche des Sich-Bewegens und veranschaulichte durch Beispiele, wie die Bewegungsentwicklung von Kindern gefördert werden kann – in der instrumentellen, in der sozialen, in der symbolischen und in der sensiblen Funktion. So sagt Hildebrandt-Stramann, dass in der instrumentellen Funktion die Kinder lernen, sich geschickt und wenig ermüdend in naturbelassenen Räumen oder konstruierten Baustellen sinnessicher zu bewegen. Die soziale Funktion ist für ihn die Beziehungsfunktion des Sich-Bewegens bei Partner- und Teambildungen.
KSB-Präsident Michael Koop dankte dem Professor und merkte schmunzelnd an: „Jetzt weiß ich, wie Schaukeln wissenschaftlich geht.“

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